Kanäle, Gewölbekeller, elektrische Leitungen – solche Elemente der Infrastruktur machen das Gedeihen von Wurzeln in großen Teilen der Stadt unmöglich. In vielen Speyerer Straßen können nur kleine Bäume gepflanzt werden, die kaum Schatten und Abkühlung spenden.
Das österreichische Architekturbüro Rataplan entwickelte nun eine mögliche Idee zur platzsparenden Begrünung von Innenstädten. Mit Kletterpflanzen bewachsene Netze sollen ein grünes Blätterdach schaffen, das an Gebäudemauern oder Stahlgerüsten befestigt werden kann.
Wo die Wurzeln der Kletterpflanzen im Untergrund zu wenig Platz finden, können Pflanzentröge verwendet werden. Begrünte Netze seien nicht nur platzsparend, sondern würden auch deutlich früher zur Kühlung und Beschattung beitragen als zeitgleich gepflanzte junge Bäume. Kletterpflanzen würden nämlich bis zu fünfmal schneller wachsen als Bäume. Bis die Pflanzen das Netz bedecken, könnten außerdem temporäre Segel zur Beschattung eingesetzt werden.
Die Begrünung von öffentlichem Raum muss bestehende Infrastruktur berücksichtigen. Die
Kletterpflanzen-Gerüste würden sich gut in das Straßenbild eingliedern lassen. So könne etwa die Straßenbeleuchtung meist unverändert bleiben, da sich die grünen Dächer über den Leuchten befinden. Auch Bereiche für die Feuerwehr würden freigehalten.
Die „fliegenden Gärten“ mindern im Sommer die Sonneneinstrahlung, würden im Winter jedoch viel Licht durchlassen. Die Kletterpflanzen verlieren, wie auch Laubbäume, im Laufe des Herbsts ihre Blätter. Wilder Wein könne sich besonders gut für die Bepflanzung der Netze eignen, da er bis zu zwei Meter pro Jahr wächst und sich im Herbst bunt verfärbt.